Queer*migrant Art: Interview mit Khadija 007

Im Rahmen unseres Projekts „queermigrant Art“ möchten wir mit queermigrantischen Künstlerinnen in einen offenen Dialog treten. In persönlichen Interviews sprechen wir über ihre künstlerischen Wege, ihre Verbundenheit mit der Community und ihre einzigartigen Visionen.


Khadija 007 (er/sie) – Künstler.in | Performer.in in der Kategorie Beginner Vogue Femme | Teil der lokalen Ballroom Culture.

I: Khadija 007, du bist Künstler.in, Performer.in und Teil der lokalen Ballroom-Community. Die Ballroom-Kultur ist international und die Kategorie, in der du auftrittst, heißt Beginner Performance Vogue Femme (Voguing like a Femme Queen). Bevor wir über deine persönliche Arbeit sprechen – kannst du uns erzählen, was Ballroom Culture für dich bedeutet und woher sie ihren Ursprung hat?

Khadija 007: Ballroom Culture hat ihre Wurzeln in der queeren, Schwarzen und Latinx-Community in New York. Besonders Schwarze und Latinx trans Frauen haben sie geprägt und getragen. Schon in den 1920er Jahren, in den Maskenbällen von Harlem, haben queere Menschen Räume geschaffen, in denen sie frei sein konnten – Orte des Ausdrucks und der Zugehörigkeit, fernab von Ausgrenzung.
In den 1960ern wurde das Ganze immer politischer. Ein Schlüsselmoment war, als Crystal LaBeija in der Doku The Queen offen gegen Rassismus und Ungleichbehandlung bei den weißen Drag Balls protestierte. Dieser Moment war mehr als Protest – er war ein Ausruf von Stärke, Stolz und Selbstbestimmung.

I: Und wie hat sich daraus die heutige Szene entwickelt?

Khadija 007: In den 80er- und 90er-Jahren wurde Ballroom zu einer eigenen Kultur – inspiriert von Mode, Film, Popkultur, aber auch von Kampfkunst. Heute treffen sich Houses auf den Balls, um in verschiedenen Kategorien gegeneinander anzutreten. Auch wenn es Wettbewerbe sind, geht es im Kern um Akzeptanz, Selbstverwirklichung und Gemeinschaft. Ballroom ist ein Ort der Kraft und Heilung.

I: Du trittst in der Kategorie Beginners Performance – Vogue Femme auf. Was macht diese Kategorie für dich so besonders?

Khadija 007: Vogue Femme ist reine Energie und Emotion. Diese Kategorie verbindet feminine Eleganz mit fließenden, manchmal auch explosiven Bewegungen. Es geht um Ausdruck – darum, Persönlichkeit und Kreativität sichtbar zu machen. Zu den zentralen Elementen gehören Hands Performance, Catwalk, Duckwalk, Floor Performance sowie Spins & Dips. Für mich ist das nicht einfach Tanz, sondern eine Form des Widerstands – eine Möglichkeit, Weiblichkeit neu zu definieren: stark, verletzlich, provokativ und frei.

I: Welche Bedeutung hat queer-migrantische Kunst für dich persönlich und für deine Community?

Khadija 007: Für mich bedeutet sie Freiheit.
Als Person mit arabischem Hintergrund, die nicht vollständig geoutet ist, schenkt mir dieser Raum Schutz und Geborgenheit. Dort kann ich ganz ich selbst sein, gefeiert werden und frei experimentieren. Für die queer-migrantische Community ist dieser Raum noch viel mehr – er ist Sichtbarkeit, Zusammenhalt und Heilung. Wir erzählen unsere Geschichten, leisten Widerstand, und wir empowern uns gegenseitig.
Meine Kunst sagt: Ich existiere. Ich widerstehe. Ich bin sichtbar.

I: Und wohin möchtest du dich als Künstler
in und Teil der Ballroom-Szene weiterentwickeln?

Khadija 007: Ich möchte aktiv bleiben, weiter wachsen und meine queere Identität sowie meine migrantischen Wurzeln sichtbarer machen. Ich will andere inspirieren – besonders junge Menschen, die sich vielleicht verloren fühlen. Ballroom ist für mich Familie: eine Community, die zeigt, dass Vielfalt kein Widerspruch ist, sondern unsere größte Stärke.

Diese Maßnahme wird mitfinanziert mit Steuermitteln auf Grundlage des vom Sächsischen Landtag beschlossenen Haushalts. SMSGGZ_2025_Office_RGB_de 456f8224-b732-4ce8-b14a-8f217d379527