Projektverbund zieht positive Bilanz

Der Projektverbund „Fachberatung für queere Geflüchtete in Sachsen“ konnte dieses Jahr seine Arbeit weiter ausbauen und so auf eine Verbesserung der Versorgungslage hinwirken. 2022 lagen die Schwerpunkte auf dem Ausbau der Vernetzung mit Strukturen auf Landesebene sowie dem Ausbau der eigenen qualitätssichernden Strukturen. Zusätzlich wurden sachsenweite, gemeinsame Projekte für queere Geflüchtete umgesetzt.

Die bereits bestehende Zusammenarbeit mit der Landesdirektion Sachsen bezüglich sichererer Unterbringungsmöglichkeiten für queere Personen im Asylverfahren wurde fortgeführt. Ein weiteres Treffen zur Vertiefung der Zusammenarbeit ist für 2023 geplant.

Der Projektverbund, in dem sich 2021 die drei Beratungsstellen für queere Geflüchtete des RosaLinde Leipzig e.V., des Gerede e.V. und des LSVD Sachsen e.V. zusammengeschlossen haben, setzten im Rahmen der Erarbeitung des neuen sächsischen Landesaktionsplans zur Akzeptanz der Vielfalt von Lebensentwürfen Akzente, indem in einer Vielzahl der zu bearbeitenden Bereiche die spezifischen Situationen und Bedarfe von queeren Geflüchteten eingebracht wurden.

„Ziel war es, dass die Verschränkung der Themen Queerer Identitäten und Flucht und Migration nicht nur im Rahmen eines eigenen Workshops besprochen werden, sondern dass die Lebensrealitäten unserer Klient*innen bei allen Workshopthemen explizit mitgedacht werden. Der Landesaktionsplan und seine vielfältigen Themen machen deutlich, dass die Lebenswirklichkeiten und Bedarfe queerer Personen Querschnittsthemen sind, welche in allen gesellschaftlichen Bereichen Beachtung finden müssen. Es war uns ein Anliegen, dass diese Verschränkung der Themen Queerer Identitäten und Flucht und Migration – ganz im Sinne einer intersektionalen Herangehensweise – als ein Querschnittsthema innerhalb des Querschnittsthemas zu etablieren“, so Anna Weißig vom RosaLinde e.V..

2022 begann der Projektverbund ebenfalls, die bestehenden Vernetzungen mit Akteur*innen auszubauen, welche im Bereich Flucht und Asyl sachsenweit tätig sind und mit besonders schutzbedürftigen Personengruppen oder mit Betroffenen geschlechtsspezifischer Gewalt arbeiten. Ziel war es, auch hier eine Möglichkeit zum fachlichen Austausch und gegenseitigem Lernen zu schaffen und gleichzeitig die bestehenden Ressourcen zu bündeln, um die Anliegen der Geflüchteten besser bearbeiten zu können – sowohl im Bereich Beratung als auch Interessenvertretung.

Auch die eigenen Strukturen konnte der Projektverbund im diesem Jahr verstetigen und ausbauen. So wurde die 2021 etablierte Bündelung des Sprachmittler*innenpools 2022 fortgeführt. Neben wöchentlichen Koordinationstreffen und drei Netzwerktreffen zur Besprechung projektübergreifender Prozessablaufe, Erarbeitung gemeinsamer Problemlösungen und zum Informationsaustausch wurde ein quartalsweise stattfindender Fachaustausch für die im Projektverbund tätigen Beratenden etabliert. Durch den kontinuierlichen Wissenstransfer und die Möglichkeiten zur Fallintervision wirkten diese qualitätssichernd für die komplexe und anspruchsvolle Beratungsarbeit in diesem Feld.

Zusätzlich konnten 2022 zwei Angebote aufgebaut werden, welche sich an lsbtianq* Geflüchtete in ganz Sachsen richten. So finden ca. wöchentlich digitale Informationsveranstaltungen statt, welche queeren Personen den Ablauf des Asylverfahrens und v.a. der Asylanhörung beim Bundesamt für Migration und Flüchtlinge näherbringen. Hierdurch erhalten Menschen nicht nur grundlegende Informationen, sie haben die Möglichkeiten Fragen zu ihrer besonderen Situation als queere Person zu stellen und weiterführende Beratungsanliegen herauszuarbeiten. Damit sollen Menschen in die Position versetzt werden, besser für ihr Recht auf ein faires Asylverfahren, welches ihre besondere Schutzbedürftigkeit vollumfänglich würdigt, und für den ihnen zustehenden Schutz vor Diskriminierung und Verfolgung eintreten zu können.

Mit finanzieller Unterstützung von IKEA und in Zusammenarbeit mit LSVD Deutschland wurde ein 3-tägiges Empowermentangebot umgesetzt. Erstmalig konnte ein solches Angebot auch über die jeweiligen Projektgrenzen hinaus geschaffen und so queere Geflüchtete aus ganz Sachsen miteinander vernetzt werden. „Wir freuen uns sehr, dass unsere Zusammenarbeit auch in diesem Jahr so erfolgreich verlaufen ist und hoffen darauf, auch in den kommenden Jahren, wie beantragt, gefördert zu werden um unsere Kooperation weiter ausbauen zu können“, so Keno vom Gerede e.V.. Abhängig von der Förderung strebt der Projektverbund für die nächsten Jahre an, nicht nur Erreichtes beizubehalten oder auszubauen, sondern auch weitere Schwerpunkte in der gemeinsamen Arbeit zu setzen. Einer dieser angestrebten neuen Schwerpunkte ist eine gemeinsame Erarbeitung, Durchführung und Evaluation von Schulungsangeboten für die Mitarbeiter*innen von Erstaufnahmeeinrichtungen und Gemeinschaftsunterkünften zu queeren Themen.